LandEi mobil – im Mühlenkreis läuft’s rund!

Mobilität ist mehr als Verkehr, Mobilität ist ein Grundbedürfnis…

… und der Grundstein für gesellschaftliche Teilhabe. Diese im ländlichen Raum des Kreises Minden-Lübbecke zu sichern und zu optimieren ist Ziel des Projektes LandEi mobil. Der Grundsatz Mobilität ist die uneingeschränkte Teilhabe und Teilnahme an unserer Gesellschaft. Verkehr wiederum ist ein Mittel zum Zweck, um dieses gesellschaftliche Leben zu ermöglichen. Somit ist es für Städte wie auch ländliche Räume gleichermaßen wichtig sich kontinuierlich mit der Nachhaltigkeit ihrer Verkehrskultur zu befassen. Nur so bleiben Menschen und Unternehmen vor Ort mobil – im Kopf und auf der Straße. Das Projekt LandEi mobil verfolgt das Ziel die Mobilität der Menschen im Mühlenkreis (Kreis Minden-Lübbecke) zu sichern und zu optimieren. Dafür sollen das Angebot und der Zugang zu einer Vielzahl von Verkehrsmitteln – unabhängig vom privaten PKW – erweitert und erleichtert werden.

mhv · Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (mhv) · Logo Landei Mobil

Die Ausgangssituation

Im Mühlenkreis besitzen rund 7 von 10 volljährigen Personen ein Auto, in der Projektregion im Westen des Kreises sogar 8 von 10. Dem gegenüber steht ein vergleichsweise dünnes Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird von der überwiegenden Mehrheit als nicht attraktiv bewertet. Für eine zukunftsfähige und nachhaltige Verkehrskultur ist das leider nicht nur hinderlich, sondern ein echtes Problem. Sie fragen sich warum? All jene Personen, die nicht selber fahren können oder wollen, sind abhängig vom öffentlichen Verkehr und vor allem abends, nachts und am Wochenende abgehängt. Sie sind nicht mobil. Dies betrifft beispielsweise Kinder, Jugendliche, Auszubildende, geistig oder körperlich eingeschränkte Menschen und Hochaltrige, die sich in der PKW-Führung nicht mehr sicher fühlen. Zum anderen haben immer mehr Menschen den Wunsch auf ein eigenes Auto zu verzichten und folgen dem Leitsatz „Nutzen statt besitzen!“

Das Projekt

Seit Juni 2017 wird das öffentliche Verkehrsangebot in den Kommunen Stemwede, Rahden, Espelkamp, Preußisch Oldendorf, Lübbecke und Hüllhorst auf seine Zukunftstauglichkeit hin geprüft. Wie können die verschiedenen Mobilitätsbedürfnisse befriedigt werden? Welche Verkehrsmittel können unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte kombiniert werden, um die Mobilität zu optimieren? Was darf öffentlicher Verkehr kosten? Bis ins Jahr 2021 hinein werden die Ergebnisse dieser Arbeit auf die Straße gebracht und erprobt. Bei Erfolg sollen die Angebote auf den gesamten Mühlenkreis und nach Möglichkeit den Kreis Herford ausgeweitet werden. Ein Forschungslabor könnte man das Projekt demnach auch nennen.

mhv · Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (mhv) · Sarah König
DIE AUTORIN: Sarah König, Projektkoordinatorin des VITAL.NRW Förderprojektes LandEi mobil, in Trägerschaft der Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft mbH

Erste Ergebnisse: ETicket und EiBike

 

Seit Mai dieses Jahres können sich die Bewohner*innen der Projektkommunen über das neue LandEiAbo freuen. Damit können die Abonnent*innen für nur 36 Euro im Monat das gesamte Busnetz und die Regionalbahn in den sechs Kommunen nutzen – rund um die Uhr, an allen Wochentagen! Wenn es mal bis nach Minden oder Bielefeld gehen soll ist das Anschlussticket als Abokunde*in im Westfalentarif sogar vergünstigt. Die Besonderheit an diesem Angebot wird deutlich, wenn man es mit den bisherigen Konditionen vergleicht. Um in nur einer von sechs Kommunen den Bus (und die Bahn) zu nutzen waren bisher bis zu 75 Euro im Monat für ein Abo fällig. Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis kann nachvollziehbar niemanden davon überzeugen den PKW mal stehen zu lassen. Wer aber einmal die Woche von Rahden nach Preußisch Oldendorf und wieder zurück fährt, der ist bereits in der dritten Woche mit dem LandEiAbo günstiger unterwegs als mit einem 4er Ticket oder gar Einzeltickets. Und steckt das Abo erstmal im Portemonnaie, werden ganz einfach weitere Wege mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anstatt dem PKW zurückgelegt. Insbesondere für Neukunden muss die Hemmschwelle besonders niedrig angesetzt werden und der Preis spielt in diesem Zusammenhang durchaus eine Rolle.

Wem der Weg zur nächsten Haltestelle zu weit ist oder auch PKW-Fahrten auf Strecken ersetzen möchte, auf denen keine ÖPNV-Verbindung besteht, kommt mit dem LandEiAboPlus weiter. Dieses Jahresabo umfasst die uneingeschränkte Nutzung von Bus und Bahn in der gesamten Projektregion und kommt mit einem ganz besonderen Plus daher: das persönliche EiBike. Ein Pedelec aus der Region für die Region. Genauer gesagt aus Hüllhorst und mit tollen Eigenschaften für das Projekt: niedriger ausbalancierter Schwerpunkt, besonders wendig und etwas kürzer als gewöhnlich durch 20 Zoll Räder – schnell und unproblematisch in Bus und Bahn verstaut; wenn viel los ist lassen sich Pedale und Lenker zudem einklappen, nicht aber das ganze Fahrzeug. Für maximalen Komfort zudem mit einer Parallelogrammfederung ausgestattet schwebt man praktisch über die Unebenheiten von Rad- und Feldwegen.

„Vernetzte Mobilität ermöglicht allen Teilen der Bevölkerung eine Beförderung, die an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst ist – etwa für ältere Menschen, Menschen ohne Auto oder Menschen, die ihr Fahrrad transportieren möchten. Das gilt, egal ob man auf dem Land oder in der Stadt wohnt oder zu welchen Zeiten man auf Beförderung angewiesen ist“, sagt Jungeblut. Für eine vernetzte Mobilität müssen verschiedene Verkehrsmittel wie Bahn, Bus oder Fahrrad möglichst gut miteinander kombiniert werden und automatisierte sowie autonome Fahrzeuge mit einbezogen werden. Daraus ergeben sich jedoch besondere technische, gesellschaftliche und rechtliche Anforderungen.

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Das Eibike

Das Smartphone als Baustein des Tarifsystems

Ebenso wie das Ticket für Bus und Bahn hat auch das EiBike eine Tarifraumgrenze. Verlässt das EiBike die Tarifzone wird 1 Euro Anschlussgebühr für den Tag berechnet. Für dieses System ist die Interaktion zwischen dem Hinterradschloss und dem Smartphone nötig. Das Schloss wird über die eigens für dieses Projekt angepasste App 12Drive geöffnet. Diese erfasst ab dem Zeitpunkt der Öffnung in regelmäßigen Abständen den Standort, bis das Schloss wieder über die App verschlossen wird. Wurde der definierte Geofence, das heißt die Tarifzone verlassen wird dies durch das System erfasst und die Summe der Übertritte in einem Monat der nächsten Monatsabrechnung zugeschlagen. Dadurch ergibt sich eine Kostenobergrenze von 79,50 Euro + 31,00 Euro = 110,50 Euro im Monat.

Um das System für Kund*innen wie auch Betreiber so angenehm wie möglich zu halten wurde der Geofence etwas großzügiger ausgelegt. Denn wenn man mal ehrlich ist: wer weiß auf einem Radweg mit Feldern rings herum schon wo genau die kommunale Grenze liegt? Genau, niemand. Also bekommen die Kund*innen folgende Orientierungspunkte an die Hand: die Bahnhöfe Lemförde, Bünde und Kirchlengern sind ohne Aufpreis mit dem EiBike radelnd zu erreichen, geht die Tour darüber hinaus, wird 1 Euro fällig.

 

Roadshow

Ganz entscheidend für den ÖPNV, die neuen Abos und auch das Projekt ist eine professionelle Vermarktung. Zu diesem Zweck hat am 10. April 2019 die Roadshow LandEi mobil begonnen, mit einem Stopp in jeder der sechs Kommunen bis Mitte Mai. Im Folgenden einige Impressionen.

 

EiTicket, EiBike … EiCar

Die tarifliche Verknüpfung von Bus, Bahn und EiBike soll aber nur der erste Schritt sein. Dieses Jahr beginnen die Gespräche zur Entwicklung eines Carsharing, welches über die kommunale Grenze hinweg auch im ländlichen Raum funktioniert. Verfolgen Sie LandEi mobil bei Twitter, Instagram und Facebook, wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen.

Die Tarifinnovation

Bus, Bahn und Rad zu kombinieren ist grundsätzlich keine neue Erfindung. In vielen Städten gibt es bereits die Möglichkeit mit dem ÖPNV-Abo auch Leihradsysteme (vergünstigt) zu nutzen und selbst Pedelecs und Lastenräder finden sich inzwischen auf diesem Markt. LandEi mobil hat sich jedoch etwas Neues ausgedacht: Das EiBike wird nicht stundenweise ausgeliehen, sondern für ein ganzes Jahr! Und Stationen gibt es auch keine.

Klingt verrückt? Nein, realistisch! Die Projektregion ist ein dünn bis sehr dünn besiedeltes Gebiet, welches durch weite Distanzen und ein Gelände mit Höhenunterschieden bis zu 300m geprägt ist. Bei ständigem Gegenwind – es heißt nicht grundlos Mühlenkreis – bergauf zur nächsten Haltestelle zu radeln ist für die Meisten keine Option. Also stand fest: ein Pedelec muss sein. Mit Rückenwind unter dem Sattel lassen sich Distanzen und Höhenunterschiede mit Lust überwinden. Spaß ist schließlich ein ganz entscheidender Faktor, wenn das Verkehrsverhalten verändert werden soll.

Die zweite Herausforderung: viel Fläche aber wenig Menschen. Ein flächendeckendes System mit Stationen einzurichten und zu pflegen, welches immer und überall in fußläufiger Distanz ein EiBike zur Verfügung hält, ist für die Region nicht wirtschaftlich abbildbar. Die Lösung: Die Abokund*innen nehmen das EiBike für ein ganzes Jahr mit nach Hause. Der Vorteil für die MKB MühlenkreisBus, Eigentümerin der EiBikes, ist ein zu erwartender pfleglicherer Umgang mit den EiBikes und ein direkter Kundenkontakt. Für die Kund*innen wiederum wird ein hoher Komfort ermöglicht.

Die Konditionen des LandEiAboPlus im Überblick:

  • Rund um die Uhr Bus und Bahn fahren in den Kommunen Stemwede, Rahden, Espelkamp, Lübbecke, Pr. Oldendorf und Hüllhorst
  • Das persönliche EiBike für ein Jahr zur alleinigen Nutzung
  • Das EiBike kann im Tarifgebiet rund um die Uhr kostenfrei in Bus und Bahn mitgenommen werden
  • Diebstahlversicherung, Rahmenschloss und Einsteckkabel zum sicheren ab- und anschließen sind inbegriffen
  • Bereits montiert ist ein Frontgepäckträger mit KLICKfix Adapter
  • Alles zusammen für 79,50€ im Monat als Jahresabo
  • Voraussetzungen: wohnhaft im Tarifgebiet, mindestens 21 Jahre alt und im Besitz eines Smartphones.